Mein Glaube – ein Staubfänger? Gedanken zu Petrus und Paulus

Staubfänger – haben auch Sie so etwas in Ihrer Wohnung herumstehen? Gegenstände, die Sie irgendwann einmal geschenkt oder überreicht bekommen haben und sich nicht wegzuwerfen trauen: Figuren, Pokale, Plüschtiere oder Urlaubsandenken. Oft sind sie nur von geringem Nutzen, haben aber einen großen Erinnerungswert. Und so gerne setzt sich der Staub daran fest. Irgendwann werden sie dann doch in den Keller geräumt oder weggeschmissen.

Manchen geht es mit ihrer eigenen Religiosität oder ihrer Gottesbeziehung ganz ähnlich: Der Glaube an Gott ist ein Geschenk und wurde mir von Eltern, Religionslehrern, engagierten kirchlichen Mitarbeitern oder guten Predigern vermittelt. Doch irgendwann beginnt er, für mein alltägliches Leben kaum mehr eine Rolle zu spielen, wird in die Ecke gestellt und verstaubt mehr und mehr. Höchstens ein Schuss Nostalgie bringt mich dazu, mich noch nicht endgültig von ihm zu trennen.  

Am 29. Juni feiert die Kirche zwei Heilige, deren Gottesbeziehung sich im Laufe ihres Lebens immer wieder veränderte: die beiden Apostel Petrus und Paulus. In der Bibel können wir lesen, wie Petrus, der Fischer vom See Gennesaret, zu einem eifrigen Jünger von Jesus und zu einem glühenden Streiter für die Frohe Botschaft wird, aber auch Verrat begeht und sich feige davonschleicht. Wir lesen von Paulus, der die jungen christliche Gemeinden anfangs verfolgt und später in der Verkündigung des Glaubens ganz aufgeht. Die beiden zeigen uns: Der Weg mit Jesus und der Glaube an Gott – das ist keine geradlinige Strecke, die das Ziel ständig vor Augen hätte. Umwege, Rückschläge und Irrtümer gehören genauso dazu wie Traumpfade, Hochgeschwindigkeitstrassen und Etappensiege. Mutlosigkeit und Zweifel genauso wie Gewissheit, Glücksgefühle und Begeisterung. Manchmal braucht es einfach Geduld oder den Raum für Fragen und Klagen oder auch Momente des Innehaltens und des Nachdenkens.

Petrus und Paulus – sie haben wohl in all den Jahren ihren ganz persönlichen Glauben entwickelt und zu Gott gefunden. Immerhin waren sie am Ende bereit, dafür ihr Leben zu geben, wie es uns die christliche Überlieferung schildert. In all dem Hin und Her des Lebens hatte ihnen ihr Glaube so viel Kraft und Halt gegeben, dass sie dafür sogar in Rom unter Kaiser Nero den Tod auf sich nahmen. Für viele wurden sie zu Vorbildern, Leitfiguren und Kraftquellen. Vielleicht war es gut, dass die beiden ihre Umwege und Zweifel zuließen und nicht einfach unterdrückten. Und dass sie ihren Glauben als Weg verstanden, der immer mehr zu Gott führen will. Sie haben ihn nicht auf das Podest gestellt und verstauben lassen – wie einen Pokal oder ein Plüschtier.

Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg