Mehr Pausen gönnen: Gedanken zum Festtag des heiligen Willibald

Der Akku ist leer. Jetzt brauche ich schnell eine Möglichkeit, um das Smartphone aufzuladen. Wir haben das meistens ja gut im Griff: Wenn wir unterwegs sind, hat das Handy genügend Strom, zuhause wird es aufgeladen. Wenn es dann doch einmal geschieht und das Gerät für eine Weile nicht funktioniert, ist das für manchen der Worst Case: Plötzlich bin nicht mehr erreichbar und bekomme vom Rest der Welt nichts mit.

Im Bistum Eichstätt feiern wir mit dem heiligen Willibald am 7. Juli einen Mann, der für ein paar Jahre ganz bewusst die Fäden zur großen weiten Welt abschnitt und sich für eine Zeit in ein Kloster zurückzog. Als junger Mann von 20 Jahren war er im Jahr 720 zu einer Pilgerfahrt nach Rom aufgebrochen. Doch es zieht in noch weiter: ins Heilige Land und nach Konstantinopel. 729 kehrt er nach Italien zurück und wird Benediktinermönch im Kloster Montecassino. Die längste Zeit dort tut er als Pförtner seinen Dienst – „mit der Sanftmütigkeit eines Gottesfürchtigen und mit dem Eifer der Liebe“, wie es die Regel des heiligen Benedikt verlangt (RB 66,4). Erst 739 wird er das Kloster wieder verlassen, um im Gebiet von Eichstätt Missionsarbeit zu leisten und dort die Kirche aufzubauen. In den zehn Klosterjahren kann Willibald das setzen lassen, was er erfahren und erlebt hat, bevor er später wieder voller Tatkraft und Elan aufbricht. Nach dem ständigen Unterwegs-Seins, Lernen und Entdecken folgen nun im Kloster ein paar Jahre der Einkehr, des Ausharrens und der Vertiefung. Doch nach ein paar Jahren bricht Willibald wieder auf: Er zieht nach Rom und wird als Missionar in das heutige Deutschland geschickt. Bis Willibald 787 hochbetagt als Bischof in Eichstätt stirbt, wird er viele Jahre in unserer Region rastlos unterwegs sein, um den Menschen das Evangelium zu verkünden.

Vielleicht wäre das ohne die Jahre des Rückzugs im Kloster Montecassino nicht gegangen: Hätte er sich dort nicht jahrelang „mit Sanftmütigkeit und dem Eifer der Liebe“ auf das Anklopfen der Menschen und auf ihre Anliegen eingelassen, wäre ihm seine spätere Missionsarbeit vielleicht nicht geglückt. Da standen Reisende, Ratsuchende und Fragende, aber auch Notleidende an der Tür. Und immer wieder brachte er ihre Ängste und Hoffnungen vor Gott ins Gebet.

So tun auch mir bewusste Auszeiten gut. Ich kann besser spüren, was die Menschen um mich herum wirklich brauchen. Ich kann vielleicht hinhören, was Gottes Plan für mein Leben ist. Und ich kann „der Sanftmütigkeit und dem Eifer der Liebe“ wieder mehr Raum geben. Womöglich gelingt es mir besser, die Dinge, die jetzt anstehen, einzuordnen und anzupacken. Vielleicht sollte ich mir ja mehr solcher Pausen gönnen. Und vielleicht hat sogar manche Zwangspause etwas Gutes.

Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg