Dankstellen nötig: Geistliche Worte zum Erntedankfest

Den Franken sagt man nach, dass sie mit einer reduzierten Zahl an Buchstaben des Alphabets auskämen. Sie brauchen weder P noch T. Es reicht ihnen, vom harten oder weichen D beziehungsweise B zu sprechen. Dann ist alles geklärt. Unzählige Witze über Verständigungsprobleme zwischen Franken und Hochdeutsch sprechenden Nordlichtern gibt es. Nur ein Beispiel: „Babbd des Babbala a afam Babbkardoon?“ will einer wissen. - „Bitte was?“  fragt die Norddeutsche- „Ob des Babbala a afam Babbkardoon babbd?“  - „Was?“ - „OB DIESER AUFKLEBER AUCH AUF KARTON BEFESTIGT WERDEN KANN, WILL ICH WISSEN!“ - Willkommen in Franken!

Manchmal wirkt das Fränkische fast philosophisch. So, wenn aus einer „Tankstelle“ auf Fränkisch eine „Dankstelle“ wird. Da muss man erst einmal drauf kommen!

Freilich kann ich an der Tanke nur für den freundlichen Kontakt an der Kasse danken, aber Dankstellen im übertragenen Sinn gibt es mehr als genug. Der Erntedanksonntag ruft uns das ins Gedächtnis: Danke an alle, die gute Lebensmittel produzieren. Danke an jene, die Zusammenhänge in der Natur erforschen. Danke an Männer und Frauen, Kinder und Jugendliche, die mit den Ressourcen der Erde nachhaltig umgehen. Danke schließlich auch an den Schöpfergott, aus dessen Hand alle guten Gaben kommen.

Auf dem Titelbild eines Buches, das ich gerne älteren Menschen zum Geburtstag schenke, sieht man ein rotes Sofa ein wenig unter einem Berggipfel stehen. Es lädt dazu ein, sich hinzusetzen und auf den schon geschafften Weg zurückzuschauen. Neulich sagte mir ein Mann, als ich ihm dieses Büchlein in die Hand gedrückt hatte, „Ich bin zufrieden und dankbar für mein Leben.“ Und das strahlte er auch aus. Ich dachte mir: „Was für ein reicher Mann ist das! Und wie arm ist dran, wer das Wort „Danke“ aus seinem Wortschatz gestrichen hat, mag er auch noch so viel oder wenig an Besitz haben.“

Und welche Dankstellen haben Sie? Wem möchten Sie einfach mal von Herzen danken? Erntedank ist ein guter Tag, um an einer Dankstelle vorzufahren und dieses Wort auszusprechen: DANKE! Und vielleicht erleben Sie dann auch, dass ein Danke sogar Kraft gibt für das eigene Leben. Ein Kraftstoff ganz eigener Art – egal ob auf Fränkisch oder Hochdeutsch ausgesprochen.

Pfarrer Markus Fiedler, Postbauer-Heng/Seligenporten