"Wir alle sind das Bistum" - Ein Kommentar zur außerordentlichung Vollversammlung des Diözesanrats

Das hat es im Bistum Eichstätt noch nie gegeben. Völlig überraschend hat der Diözesanrat eine außerordentliche Vollversammlung einberufen. Gesprochen wurde auch über den im März veröffentlichten „Zukunftsplan“ der Diözese. Und noch ein Novum bei dieser Sitzung: Eingeladen waren nicht nur die Mitglieder des Laiengremiums, sondern auch Vertreter weiterer diözesaner Gremien. Auf der Bistumshomepage hieß es dazu: „Grund dafür war die Einschätzung des Vorstands, dass es angesichts der aktuellen diözesanen Krisen ein größeres Forum brauche. Ein Ziel sollte sein, wie die unterschiedlichen Gruppierungen mit ihren unterschiedlichen Aufgaben gemeinsam Verantwortung für die strategische Ausrichtung des Bistums übernehmen können.“ Der Diözesanrat hat also die Initiative ergriffen, um die im Rahmen der Weltbischofssynode 2021 bis 2024 geforderten „Teilhabe“ einzufordern. „Wir brauchen ein großes Miteinander“, hob Christian Gärtner, der Vorsitzende des Diözesanrats, vor. Es brauche daher einen breit angelegten „Transformationsprozess“, der den Gremien im Bistum nicht nur eine „kritische Begleitung von außen“ zubillige. Gärnter bemängelte auch, dass mit dem vorgelegten Zukunftsplan „Neu aufbrechen mit dem Bistum Eichstätt“ weitreichende Entscheidungen der Diözesanleitung getroffen wurden, ohne die mitverantwortlichen Gremien einzubeziehen. „Wir wollen mitgehen, wir wollen gestalten und auch Verantwortung übernehmen“, fasste es der Diözesanratsvorsitzende zusammen.

Was ist so bemerkenswert an dieser Versammlung?  

1. Die Laienvertretung ergreift Initiative, lädt ein, sucht das Gespräch, will Verantwortung übernehmen. Die gewählten Vertreterinnen und Vertreter wollen künftig nicht aus den Medien von den Plänen für die Zukunft des Bistums erfahren und erst im Nachhinein gehört werden. Wenn sie die erarbeiteten Lösungen vor Ort mittragen sollen, müssen sie in Entscheidungsprozesse eingebunden sein. Dies führt aber auch vor Augen, dass der Dialog, das gegenseitige Vertrauen und das offene Miteinander von der Leitung der Diözese bisher unterschätzt wurde.

2. „Wir alle sind das Bistum“, erklärte der Neumarkter Pfarrer Stefan Wingen als Vertreter des Diözesansteuerausschusses bei der Sitzung. Es brauche mehr Miteinander. Und so macht sich der Diözesanrat auf die Suche nach einem über die eigenen Mitglieder hinausgehenden Beratungsrahmen. Leitende und Mitarbeitende, Haupt- und Ehrenamtliche, zantrale Dienstleister und Engagierte vor Ort, alle Gremien, Gruppen und Gemeinschaften müssen sich nun gemeinsam aufmachen, um nach Wegen aus der Krise zu suchen.

3. Ein wenig war aus der Ferne der „Geist des synodalen Weges“ zu spüren: menschen unterschiedlicher Erfahrungen, Herkünfte, Prägungen und Professionen ringen um die zukünftige Gestalt der Kirche. Vom Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke wurde dieses Format immer sehr skeptisch betrachtet. Nun muss er zeigen, wie er die Menschen auch in sehr schmerzhaften Veränderungsprozessen mitnehmen und begeistern kann. Für ein „Weiter so!“, ein Festhalten an gescheiterten Systemen oder überholten Strukturen wird er sicherlich nur wenige Mitstreiterinnen und Mitstreiter finden.  

Es braucht mehr Austausch, mehr Kommunikation, die Wertschätzung anderer Meinungen – das war wohl eines der wichtigsten Ergebnisse der jüngsten Versammlung. Nur so kann „Gemeinschaft, Teilhabe, Sendung“ gelingen, wie es uns die Weltsynode vorschlägt. Wir alle sind eingeladen gemeinsam zu überlegen und darum zu ringen, wie die Menschen von heute mit der Frohen Botschaft in Berührung kommen können. Dazu braucht es jeden und jede von uns.

Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg