Wartezeit - Ein "Impuls für den Alltag"

Da geht einer nervös auf und ab. Jemand anders klopft laut mit seinen Fingern. Eine andere reagiert gereizt und ist schlecht gelaunt. Wieder ein anderer schnauft unruhig. Und da gibt es welche, die sich zur Ablenkung in Arbeit und Betriebsamkeit stürzen. Wie oft wir doch in unserem Alltag ungeduldig sind oder die Ungeduld anderer ertragen.  Dazu kommen oft Leistungsdruck und Nervosität, Stress und Hektik, die uns unser eigenes Leben schwer machen. Wenn sich der Erfolg nicht sofort einstellt und die Früchte meiner Arbeit nicht sofort sichtbar werden, reagiere ich mit Unruhe und Übereifer oder mit Enttäuschung und Rückzug. Wieso reagiert man nicht schneller auf meine Anfrage? Weshalb gibt es nicht raschere Ergebnisse zu sehen? Warum werde ich für meine Anstrengungen nicht zügiger belohnt?

Ungeduld ist auch eine Erfahrung, die uns die Bibel schildert: Nach dem Auszug aus Ägypten lässt Gott sein Volk viele Jahre durch die Wüste ziehen, bis es endlich in das „gelobte Land“ einziehen kann. Das ständige Ziehen durch Hitze und Trockenheit zermürbt das Volk. Die Irsaeliten fragen sich: Wann ist es endlich soweit, dass wir das Land, „wo Milch und Honig fließen“ in Besitz nehmen können? Die Torturen von Schwerstarbeit und Unterdrückung haben sie beinahe schon vergessen. Das Volk war durstig und murrte, schildert uns die Bibel. Es bringt seine Situation auf den Punkt, fordert Gott heraus und stellt ihn auf die Probe.  

Da geschieht ein Wunder: Im Auftrag Gottes schlägt Mose mit seinem Stab an einen Felsen – und genügend Wasser für das ganze Volk strömt heraus. Es wird noch etliche Jahre dauern, bis die Israeliten wie versprochen in ihr Land einziehen. Doch jetzt, mitten in der Wüste, sehen sie: Gott lässt uns nicht im Stich. Er ist mit uns unterwegs. Ja, unser Gott lässt es sich sogar gefallen, dass sein Volk gegen ihn murrt. Selbst dem, der Mühe hat, ihm zu vertrauen, ist er treu.  

Eine Wartezeit kann uns unedlich vorkommen und zermürbend sein. Wer aber nicht einfach abtaucht und alles über sich ergehen lässt, für den kann auch ein solcher Zeitraum zu einer Bereicherung werden. Das Unvollendete akzeptieren, Augen und Ohren zu öffnen, meine Umgebung und die aktuelle Situation bewusst wahrzunehmen, kann mir helfen, mit meiner Ungeduld umzugehen. Vielleicht kann ich dabei ja auch ein kleines Zeichen von Gott und einen Funken Sinn entdecken. Und vielleicht kann ich dann auch besser damit umgehen, dass die Zeit eben noch nicht reif ist.   

Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg