Tagesimpuls zur Osterzeit: Wer bittet, der empfängt

Neumarkt (dbnm) - Roland Seger, Pfarrer von Woffenbach und Pölling und Leiter des Pfarrverbands Neumarkt-West, denkt über den tieferen Sinn der wunderbaren Brotvermehrung nach.

Wer bittet, der empfängt

(Joh 6,22—29 )

„Ich bin das Brot des Lebens!“ Großartig, dieser Jesus. Eine wunderbare Brotvermehrung. Wo hat man so etwas schon gesehen? Und dann ist er plötzlich weg!

Johannes berichtet im Tagesevangelium des heutigen Montags Joh 6,22—29), dass die Menschen auf der Suche sind. Sie suchen Jesus. Denn er kann Wunder wirken – und das ist sehr nützlich. Er würde für alle Ewigkeit ihre Lebensmittel­versorgung sicherstellen. Den Gottessohn, den der Vater mit seinem Siegel beglaubigt hat, suchen sie nicht. Den brauchen sie nicht. Er könnte den Tod besiegen, er könnte den Himmel aufsperren, er könnte Sünden vergeben, Heil schenken, Gemeinschaft stiften, Gott und Mensch in Verbindung bringen und und und. Aber nein, sie erwarten von Gott nicht das Große. Sie geben sich damit zufrieden, dass ihre materiellen Bedürfnisse befriedigt werden. Welch dramatische Szene, die sich hier abspielt! Und es ist ja nicht nur eine Szene von damals. Was erwarte ich denn von Gott?

Wir leben in Zeiten des Umbruchs. Bis zum März dieses Jahres waren wir damit befasst, an einem veränderten Verhältnis zur Schöpfung zu arbeiten. Nun, in Corona-Zeiten, erleben wir, wie auch das Verhältnis zu den Mitmenschen ein wenig neu justiert wird. Da ist es doch ein guter Vorschlag, auch im Verhältnis zu Gott einige Stellschrauben zu drehen.

In den vor uns liegenden Monat fällt der Jahrestag meiner Priesterweihe. Als Primizspruch hatte ich mir damals aus dem Lukas-Evangelium den Satz gewählt: „Wer bittet, der empfängt“ (Lk 11,10). Es wäre unglücklich, Gott als Automat zu begreifen, wo ich oben meine Bitte einwerfe und unten das Gewünschte erhalte. Aber es entspricht meiner Lebenserfahrung, dass sich Gott den Menschen gegenüber großzügig erweist. Wir müssen nur zu ihm hingehen. Und: Wir dürfen nur nicht zu klein und zu bescheiden von ihm denken.

Pfarrer Roland Seger, Woffenbach/Pölling

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