Mehr als nur Vertröstung: Gedanken zum diakonischen Profil der Kirche
Montag morgen, 6:30 Uhr. Der Wecker klingelt. Die Woche geht wieder los. Fünfmal kommt das diese Woche auf mich zu: Aufstehen, ins Bad, Anziehen, Frühstück machen, ein wenig Auräumen, dann den ganzen Tag über im Büro. Abends Essen vorbereiten, Abendessen, wieder Aufräumen und andere Erledigungen, online Rechungen überweisen – bis dann irgendwann in den Abendstunden die Anspannung nachlässt und mich die Müdigkeit einholt. So geht es Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr, Jahrzehnt für Jahrzehnt. Ausschlafen, freie Tage, fröhliche Feste, schöne Reisen, glückliche Momente in der Partnerschaft und der Familie hellen diesen eintönigen Trott etwas auf. Doch nicht einmal jeder hat auch dieses Glück. Und so manch eine kann nicht für ein ausreichendes Einkommen sorgen, hat keine Arbeit oder kann sich trotz schwerer Mühen den ganzen Tag wohltuende Augenblicke und festliche Höhepunkte kaum leisten.
Was also bleibt am Ende des Lebens? Unser Leben ist mehr als Arbeiten und Funktionieren und dazwischen ein wenig ausgelassene Abwechslung. Mehr als Geschäftigkeit und Betriebsamkeit und ein wenig Vergnügen. Das Leben hat einen tieferen Sinn, der über ein paar Jahre oder Jahrzehnte hinausreicht. Unsere Spuren können sich doch nicht einfach im Nichts verlieren. Tröstlich ist, was Jesus einmal zu seinen Jüngern sagte: „Glaubt an Gott und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin.“ Mit diesen Sätzen sagt er auch uns: Das Ziel unseres Lebens ist es wohl nicht, mit dem Tod alles sauber und geregelt abzuschließen. Vielmehr sind wir zur ewigen Gemeinschaft mit Gott eingeladen und haben bei ihm unseren dauerhaften Platz.
Hier lässt sich durchaus kritisch einwenden: Ist der Glaube daran nicht eine pure Vertröstung auf das Jenseits. Dienen die Wort Jesu nicht einfach nur dazu, Leidende und Benachteiligte ruhigzustellen und zu betäuben. Karl Marx sprach sogar einmal von der Religion als dem „Opium für das Volk“. Die Versuchung ist tatsächlich allzu groß, es beim Glauben und Beten zu belassen, bei Gottesdiensten und Gesängen, bei guten Predigten und festlichen Prozessionen. Die Hauptsache ist: Ich glaube fest an meine Rettung und Erlösung und daran, dass Gott für mich einen Platz bereitet hat. Ich muss dafür vor allem mit Jesus Christus in Verbindung sein: In der Feier der Sakramente und im Hören auf das Evangelium.
Die Apostelgeschichte schildert uns eine Szene aus der Zeit der frühen Kirche, „als die Zahl der Jünger zunahm“. Offensichtlich hatte man sich zu wenig um die Witwen und überhaupt um die Armen gekümmert, und so kam es zu Streitigkeiten in der jungen Gemeinde. Das Gebet und der „Dienst am Wort“ sind wohl nicht alles, was eine glaubwürdige und überzeugende christliche Gemeinschaft ausmacht. Es werden sieben Diakone „erfüllt vom Glauben und vom Heiligen Geist“ bestellt, die die sozialen Engpässe und Nöte wahrnehmen und Dienst an den Schwachen leisten. Die zwölf Apostel persönlich, also das Leitungsgremium, legen ihnen die Hände auf. Aus Gebet und persönlichen Glauben kann also nicht nur der „Dienst am Wort“ entspringen, sondern muss sich auch ein „Dienst an den Tischen“ entwickeln. Die Apostelgeschichte zeigt uns: Kirche kann nicht glaubwürdig sein und weiterwachsen, wenn sie die Augen vor der Not der Menschen verschließt. Der Blick auf Arme, Kranke und Schwache gehört wesentlich zum Christ-Sein dazu. Die Solidarität mit den Menschen am Rande, an der „Peripherie“, wie es Papst Franziskus formulierte, ist nicht von unserem persönlichen Glauben und meiner privaten Glaubenspraxis zu trennen.
Dies gilt natürlich auch für unsere Pfarrgemeinden, Dekanate und Bistümer von heute. Nicht alleine aus Sakramenten, Liturgie und Gebet kann ihr Leben und Tun bestehen. Der Blick auf den Menschen am Rande und der liebevolle Dienst am Nächsten gehören auch heute unverzichtbar zum „Kirche-Sein“ dazu. Natürlich kommen wir auch in Zukunft nicht ohne sakrale Räume, ohne Gottesdienstordnungen und Sakramentenvorbereitung aus. Aber es ist nicht alles. Wir können auch auf Zeichen der Solidarität, auf nachbarschaftliche Aufmerksamkeit, auf Hilfen in Not und Krisen nicht verzichten. Kirchen müssen, wenn die Frohe Botschaft glaubwürdig gelebt werden soll, auch künftig zuhören und trösten, stützen und begleiten, beraten und unterstützen, pflegen und heilen. Bei der Prioritätensetzung für die Zukunft und bei der Verteilung von Ressourcen dürfen Nachbarschaftshilfen, Sozialstationen, Wärmestuben, Obdachlosenunterkünfte, Tafeln und Beratungsstellen nicht einfach hinten herunterfallen. Bei der pastoralen Planung vor Ort darf das konkrete Engagement für Schwache und Schutzbedürftige nicht einfach übersehen und vergessen werden. Kirche ist mehr als private Frömmigkeit und feierliche Rituale.
„Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen“, sagte Jesus seinen Jüngern. Ihr werdet ebenso für die Armen, Kranken und Sünder da sein wie ich. Ihr werdet ein Herz haben für die Kinder, für die Gebrechlichen, für die Abgestempelten, die Ausgeschlossenen und die Gestrandeten. Ihr werdet nicht nur beten und Mahl halten wie ich, sondern ihr werdet dem Leben mit all seinen Höhen und Tiefen einen Raum geben. An Jesus Christus dürfen wir uns orientieren. Er ist uns „Weg, Wahrheit und Leben“. Mit ihm erhält unser Leben mehr Tiefgang, mehr Erfüllung und mehr Freude. Mit ihm können wir das Wesentliche in unserem Leben besser erkennen. Mit ihm können auch diejenigen eine Chance bekommen, die scheinbar so chancenlos, erfolglos, perspektivlos unterwegs sind. So kann das irdische Leben für alle mehr Sinn und Glück erhalten. So kann unser christlicher Glaube mehr sein als nur Vertröstung. Mehr als nur Hoffnung auf eine ewige Wohnung bei Gott.
Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Parsberg
Die nächsten Termine
- Dienstag, 16. Juli
- 15.30 UhrKapitelsjahrtag: Konferenz des pastoralen PersonalsOrt: Pfarrheim St. Elisabeth Postbauer-HengVeranstalter: Bischöfliches Dekanat Neumarkt
- 18.00 Uhr
- 19.30 UhrKapitelsjahrtag: Abendessen und BegegnungOrt: Pizzeria Gabriel's, Centrum 12. 92353 Postbauer-HengVeranstalter: Bischöfliches Dekanat Neumarkt
- Mittwoch, 17. Juli
- Frauenbund GartenpartyVeranstalter: Katholischer Deutscher Frauenbund (KDFB) im Bistum Eichstätt
- Freitag, 19. Juli
- 18.30 UhrJugendgottesdienstOrt: Wallfahrtskapelle Dreimal Wunderbare Mutter RittershofVeranstalter: Pfarrverband Neumarkt-West
- Sonntag, 21. Juli
- 10.00 Uhr
- 11.00 UhrChristophorus-Fest im AltenhofOrt: Christophoruswiese Neumarkt-AltenhofVeranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
- 19.00 UhrKonzert mit den Bamberger BachsolistenOrt: Wallfahrtskirche Mariä Namen - TrautmannshofenVeranstalter: Pfarrverband Lauterhofen
- Montag, 22. Juli
- 20.00 UhrWegweisung - Stärkung - HaltVeranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
- Dienstag, 23. Juli
- Online-Seminar Öffentlichkeitsarbeit: Flyer/Plakate gestaltenOrt: ONLINEVeranstalter: Katholische Erwachsenenbildung Neumarkt-Roth-Schwabach mit EBW Schwabach
- Mittwoch, 24. Juli
- 14.00 UhrSommerfest der SeniorenOrt: Neumarkt Pfarrhaus St. JohannesVeranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
- Freitag, 26. Juli
- 18.30 Uhr
- Samstag, 27. Juli
- 06.00 UhrStadt-Wallfahrt zum HabsbergOrt: Wallfahrtskirche HabsbergVeranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
- 18.00 UhrVorabendmesse mit FahrzeugsegnungOrt: Pfarrheim St. Willibald WoffenbachVeranstalter: Pfarrverband Neumarkt-West
- Sonntag, 28. Juli
- 09.00 UhrMusikevent " Blech am Berg "Veranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
- 13.30 UhrRundgang zu historischen Stätten jüdischer Vergangenheit NeumarktsVeranstalter: Tourist-Information Neumarkt
- Montag, 05. August
- 19.00 UhrÖkumensiches FriedensgebetOrt: Pfarrkirche St. Martin PöllingVeranstalter: Ökumenischer Arbeitskreis Religionsfreiheit