Kraft zum Regenerieren: Gedanken zum Pfingstfest

KdöR – Hinter dieser Abkürzung verbirgt sich die sperrige Bezeichnung „Körperschaft des öffentlichen Rechts“, die seit einiger Zeit auch für kirchliche Einrichtungen geführt werden muss. Ähnlich klingt auch der etwas aus der Mode gekommene Begriff „Lehrkörper“ für die Gesamtheit aller Lehrenden einer Bildungseinrichtung. Der begriff „Körper“ steht also für das Ganze. In diese Richtung deutet auch der Sprachgebrauch, mit dem der Apostel Paulus im 1. Korintherbrief die Kirche als „Leib Christi“ bezeichnet. Die vielen Glieder der Getauften bilden zusammen mit ihrem Haupt Jesus Christus den Leib. Wer schon einmal krank war, schätzt dann, wenn er wieder gesund ist, umso mehr das wunderbare Zusammenwirken der Organe, der Gliedmaßen und Körperteile des eigenen Leibes. In seiner Gemeinde hatte Paulus große Mühe, unter den sich bildenden Gruppierungen und unter dem Einfluss verschiedener Religionen und Kulturen die Einheit der Glaubenden zu bewahren.

Der Vielzahl der Charismen, also der wohlwollend geschenkten Geistesgaben, die der Apostel nennt, entspricht in der Pfingsterzählung der Apostelgeschichte die vielfältige Herkunft der Judenchristen, die in Jerusalem das Pfingstereignis, die Herabkunft des Heiligen Geistes erfahren. Damit wird sichtbar: Das Wirken des Geistes zielt auf die auf die Sendung zu allen Völkern ab: Dass die kleine Jüngergemeinde zur katholischen, d.h. allumfassenden Kirche wird. Das Wunder von Pfingsten - äußerlich zu erkennen  in den Zeichen von Feuer und Sturm  -  geschieht in den Herzen der Gläubigen, die in großer Vielfalt die Einheit des Leibes Christi bilden.

In einer ihrer größten Krisen steht die Kirche derzeit vor großen Herausforderungen, denen sie sich nur mit der Kraft des Heiligen Geistes stellen kann. Innere Spannungen und viele Veränderungen in der Gesellschaft  stellen die Kirche vor eine Zerreißprobe. „Wir werden noch viel verzeihen müssen“ – Dieser Satz des früheren Gesundheitsministers Spahn am Beginn der Pandemie gilt auch allen, die in der Kirche Schuld auf sich geladen haben. Im Johannesvernaglium lesen wir, wie Jesus Jesus mit der Gabe des Heiligen Geistes an seine Jünger auch die Vollmacht verbindet, Schuld zu erlassen. Die Lossprechungsformel der Beichte etwa nennt die Sendung des Heiligen Geistes zur Vergebung der Sünden. Wie der menschliche Organismus lebendig bleibt, solange die Zellen regeneriert werden, so  bleiben die Kirche und ihre Glieder lebendig, solange der Geist in ihnen die Vergebung der Sünden bewirkt. Das Pfingstfest ermutigt uns, auf den Leben schaffenden Geist Gottes zu hoffen. 

Dekan Elmar Spöttle, Habsberg