Innehalten: "Berühren, aber nicht anfassen!"
Neumarkt/Habsberg - Christian Schrödl, Theologe und Dekanatsreferent von Neumarkt und Habsberg, geht in einem Statement der Frage nach, wie die Liebe und Gnade Gottes in diesen Tagen spürbar und erlebbar werden kann.
„Berühre mich! Aber fasse mich nicht an!“ – So war ein neulich Beitrag in der Zeitschrift publik forum überschrieben. Bringt das nicht unser Dilemma als katholische Kirche treffend zum Ausdruck: In sichtbaren, sinnlich erfahrbaren Zeichen feiern wir das, was uns Gott schenkt, nämlich seine liebende Zuwendung und Gnade – in der derzeitigen Corona-Pandemie sind das gesundheitlich höchst riskante Unterfangen.
Wie komisch es doch klingt: Weil wir uns schätzen und lieben, halten wir uns voneinander fern. Können wir die „Zärtlichkeit der Liebe Gottes“, von der Papst Franziskus immer wieder spricht, spürbar, sichtbar, erlebbar machen, wenn wir uns zurückziehen und isolieren? Oder bringen wir Gottes Liebe vielleicht sogar dadurch zum Ausdruck, dass wir auf eine physische Gemeinschaft verzichten?
Ist das nicht gerade für uns Katholiken eine große Herausforderung, die wir doch so an die Feier Sakramente und bestimmte liturgische Vollzüge gewöhnt sind. Gottesdienstliche Gemeinschaft ist der Dreh- und Angelpunkt unserer pastoralen Arbeit. Ohne Gottesdienst keine pfarrliche Sakramentenkatechese, kein Empfang von Ehejubilaren, keine Behinderten-, Senioren- und Krankenpastoral, keine kirchliche Advents- und Weihnachtsfeier, keinen Schuljahresabschluss, keine 50-Jahr-Feier… Dazu kommen Feste, Versammlungen, Vorträge, Frauenfrühstück und Seniorenkaffee, Sitzungen, Gruppenstunden, in denen die Gemeinschaft untereinander sinnlich, körperlich zum Ausdruck kommen kann.
Dennoch wollen Menschen in diesen Tagen berührt werden. Sie sehnen sich gerade jetzt nach menschlicher Wärme und Zuneigung, nach Sinn und Geborgenheit. Sie wollen gerade in Bedrängnis und Krise die Liebe Gottes erahnen. Einige brauchen konkrete Hilfsdienste in ihrem Alltag, andere ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Nöte. Bestimmte Menschen suchen nach Informationen und Erklärungen oder nach ganz praktischen Tipps, um den Alltag in Quarantäne und Isolation zu gestalten. Manchen tut es gut zu wissen, dass jemand für sie betet. Der ein oder die andere schöpfen durch einen kurzen Gruß, ein freundliches Lächeln oder ein ehrliches Dankeschön beim Einkaufen oder dem Gespräch über den Gartenzaun neuen Mut und Zuversicht. Es ist schon erstaunlich, welche Wege in diesen Tagen die Liebe Gottes zu den Menschen zurücklegt.
Ja, es kann sogar gefährlich sein, am üblichen sakramentalen Betrieb festzuhalten. Die Eucharistie in einer Gemeinschaft zu feiern oder in einer Schlange auf den Empfang des Bußsakramentes zu warten, kann zu einem großen Risiko werden. Als Christen sind wir davon überzeugt: Wenn Gott unser Heil will, dann beschenkt er unsere ganze Person. Als Kirche müssen wir daher mit unseren pastoralen Angeboten dringend die körperliche Gesundheit, unser leibliches Wohl im Blick haben. Eine tröstende Botschaft dieser Tage ist: Ohne uns selbst oder andere zu gefährden, tun sich derzeit so viele Berührungspunkte auf, um den Menschen die Liebe Gottes spüren zu lassen.
Passen Sie gut auf sich auf!
Ihr Christian Schrödl
In der Reihe "INNE HALTEN" wurden zuletzt veröffentlicht:
30.3.2020 - INNE HALTEN - "Risikopatient Kirche?" von Christian Schrödl
28.3.2020 - INNE HALTEN - "Öffne deine Sinne!" von Klaus Eifler
26.3.2020 - INNE HALTEN - "Kommunionhelfer gebraucht?!" von Christian Schrödl
19.3.2020 - INNE HALTEN - Christian Schrödl zum Josefstag
Die nächsten Termine
- Dienstag, 23. Juli
- Online-Seminar Öffentlichkeitsarbeit: Flyer/Plakate gestaltenOrt: ONLINEVeranstalter: Katholische Erwachsenenbildung Neumarkt-Roth-Schwabach mit EBW Schwabach
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- Dienstag, 24. September
- 20.00 UhrOnline-Seminar Öffentlichkeitsarbeit: Grafische GestaltungOrt: ONLINEVeranstalter: Katholische Erwachsenenbildung Neumarkt-Roth-Schwabach mit EBW Schwabach
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- Montag, 30. September
- 20.00 UhrOnline-Seminar Öffentlichkeitsarbeit: FotografieOrt: ONLINEVeranstalter: Katholische Erwachsenenbildung Neumarkt-Roth-Schwabach mit EBW Schwabach
- Mittwoch, 02. Oktober
- 15.00 UhrTrauercaféOrt: Pfarrheim Kastl