Im Trubel des Lebens Gottes Spuren entdecken: Notizen aus Rom

Rom, September 2023: Busse, Taxis und abertausende Touristen sind auf der Straße zwischen dem Colosseum und dem Stadtzentrum unterwegs. Es gibt kaum Schatten, die Sonne scheint heute erbarmungslos herunter. Wir folgen aber nicht den Touristenströmen, sondern biegen setiwärts ab. Dort befindet sich ein Kloster, das den beiden Heiligen Cosmas und Damian gewidmet ist. Genauso schön und faszinierend wie das ältestes Apsis-Mosaik Roms im Kircheninneren ist der ruhige und schattige Kreuzgang davor. Im Innenhof plätschert leise ein Brunnen vor sich hin, während die Goldfische im Wasserbecken Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen. Erst beim Hinausgehen entdecken wir einen Seitenraum, in dem sich eine wunderschöne Krippenlandschaft von mehrerern Metern Breite erstreckt. Sie entstand in Neapel und wurde hier im 18. Jahrhundert aufgebaut.

Meine Augen müssen sich erst einmal an das Dunkel im Inneren gewöhnen. Auf den ersten Blick sehe ich ein faszinierendes Gewirr an Straßen und Häusern, Menschen und Tieren. Das Leben pulsiert in dieser Krrippendarstellung. Langsam macht sich mein Auge auf die Suche nach dem neugeborenen Jesus-Kind, und es dauert einige Augenblicke, bis ich die Heilige Familie entdeckt habe. In all dem Trubel muss man sich erst auf die Suche nach dem Retter und Erlöser machen. Er ist nicht einfach in der Mitte und auf den ersten Blick zu finden.

Ist es nicht auch so, wenn wir Jesus in unserem eigenem Leben suchen? Er drängt sich mir nicht immer gleich auf und ist nicht sofort zu erkennen. Er ist auch nicht immer da, wo ich ihn erwarte. Im Chaos und Trubel des Alltags muss ich ihn manchmal erst suchen. Er ist mitten in der Stadt, im Leben der Menschen, im geschäftigen Treiben zu finden – wo wir ihn manchmal gar nicht erwarten.

Doch hin und wieder lohnt es sich, dass ich zur Ruhe komme, mir bewusst Zeit nehme und nach ihm Ausschau halte: In welchen Menschen, Ereignissen und Erfahrungen durfte ich ihm „über den Weg laufen“? Wo hat er mich gesucht und meine Wege gekreuzt? Was wollte er mir sagen und mir mit auf den Weg geben?

Es lohnt sich, manchmal einfach abzubiegen und die üblichen ausgetretenen Pfade zu verlassen, um das Wesentliche besser zu erkennen. Dabei kann ich dann die Spuren Gottes in meinem Leben, durch meinen Alltag viel besser entdecken.

Dekanatsreferent Chriostian Schrödl, Neumarkt/Habsberg