Glasnost und Perestroika - Zum Tod von Michail Gorbatschow
„Glasnost“ und „Perestroika“ – diese beiden Begriffe verbinden wir sofort mit dem diese Wochen verstorbenen Michail Gorbatschow, dem ehemaligen Generalsekretär der KPdSU und letzten Präsidenten der Sowjetunion. „Transparenz“ und „Umbau“ heißen die beiden Pinzipien auf deutsch, nach denen der Politiker ab 1986 das kommunistische System reformieren wollte. In seinem eigenen Land war er in den letzten Jahren nicht allzu beliebt, weil wohl durch ihn und seine Reformpolitik der Glanz von weltweiter Macht, der außenpolitische Einfluss und die innerer Stabilität verloren gegangen sein sollen. In Deutschland und vielen anderen Ländern der Welt war Gorbatschow aber populär, weil der den Mauerfall ermöglichte und der friedlichen Wende in der DDR und anderen sozialistischen Staaten des Ostens nicht im Weg stand. Eine Demokratie westlicher Prägung ist in Russland seither nicht entstanden, doch die nicht unumstrittenen Schritte zu einer Demokratisierung von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft waren von historischer Tragweite. Vor allem aber beendete er durch seine Abrüstungsverträge mit dem Westen den Kalten Krieg und erhielt dafür auch den Friedensnobelpreis.
Was mir im letzten Tagen in einem Fernsehbeitrag über Gorbatschow besonders auffiel: Es gibt viele Aufnahmen von dem Politiker, wie er mitten unter den Menschen steht – umringt von Männern und Frauen auf der Straße, in Betrieben, ja selbst im Ausland. Immer suchte er das Gespräch und den Kontakt mit den Menschen des Alltags. Er konnte zuhören und gezielte Fragen stellen, interessierte sich für das Leben, für die Sorgen und Nöte des „kleinen Mannes“. Zu seinem reformunwilligen Parteiapparat ging er häufig auf Distanz. Der unmittelbare Dialog ist unersetzlich, wenn man etwas bewegen, verändern und weiterentwickeln will. Reform kann nicht gelingen, wenn sie nur in den Amtsstuben angeordnet wird. Die Menschen wollen gehört, mitgenommen, eingebunden sein, wenn sie aufbrechen und sich verändern sollen, wenn sie neue Wege gehen müssen. Letztlich bringen sie sogar wichtige Erfahrungen, Ängste, Hoffnungen und Erwartungen, ja sogar Ideen und Lösungsansätze mit ein. Allemal gilt das, wenn die Menschen die wichtigste Ressource einer Einrichtung oder einer Gemeinschaft sind
Wie oft gibt es in der Politik, in Unternehmen und Kirchen Veränderungsprozesse, die von Consulting-Formen gemanagt, von bürokratischen Apparaten gesteuert oder vom Führungspersonal durchgesetzt werden? Wie wenig doch manches Mal die Betroffenen wirklich beteiligt sind! Reformen lassen sich nicht einfach nur durch Management und Verwaltung exekutieren. „Umbau“ gelingt wohl nur schwerlich ohne Beteiligung, zumindest nicht ohne den Dialog und eine gewisse Transparenz und Nachvollziehbarkeit. Wer so (auch unpopuläre) Entscheidungen treffen muss, darf hoffen, verstanden, ernstgenommen und unterstützt zu werden. Vielleicht dürfen wir von Gorbatschows Reformen lernen, das der Selbsterhalt von Systemen und Apparaten eine schlechte Motivation sind, die Menschen, unsere Gesellschaft, ja unsere ganze Welt weiter zu entwickeln. Hören wir doch zu, fragen nach, reden, ringen, diskutieren, argumentieren, schweigen wir – es geht um uns alle!
Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg
Weitere auf dieser Homepage veröffentlichte Texte von Christian Schrödl:
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"Nicht nur dumme Schafe sein" - Impuls zum Dekanatsforum (8.5.2022)
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"Neue Wege gehen" - Österlicher Impuls zum Dekanatsforum (18.4.2022)
"Neues in den Blick nehmen" - Ein karsamstäglicher Blick auf die Kirche (16.4.2022)
"Dass uns Steine vom Herzen fallen" - Ostergruß 2022 der Dekanate Neumarkt und Habsberg
"Ausgeliefert?" - Impuls zum Gründonnerstag (14.4.2022)
"Neues, blühendes Leben sichtbar machen" - Impuls zur Karwoche (12.4.2022)
"Mehr als nur ein kurzer Spaß" - Impuls zum Palmsonntag (10.4.2022)
Die nächsten Termine
- Freitag, 05. Juli
- 10.00 UhrFirmung durch Dekan Artur Wechsler für den Pfarrverband BreitenbrunnOrt: Breitenbrunn
- Samstag, 06. Juli
- Pfarrfest der HofkircheOrt: Hofkirche NeumarktVeranstalter: Pfarrverband Neumarkt Hofkirche-Hl. Kreuz-Pelchenhofen
- 10.00 UhrFirmung durch Pfarrer P. Bartimäus Trabecki OFM für den Pfarrverband FreystadtOrt: Freystadt, Wallfahrtskirche
- 18.30 UhrDämmerschoppen in HolzheimOrt: Kirche St. Walburga - HolzheimVeranstalter: Pfarrverband Neumarkt-West
- Sonntag, 07. Juli
- 10.00 UhrFestgottesdienst zum PatroziniumOrt: Pfarrkirche St. WillibaldVeranstalter: Pfarrverband Neumarkt-West
- Mittwoch, 10. Juli
- 19.00 UhrHerr lehre uns beten - Beten neu entdeckenOrt: Caritas Seniorenheim St. FranziskusVeranstalter: Pfarrei Berching
- Samstag, 13. Juli
- 09.30 Uhr
- 10.00 Uhr
- 18.00 UhrHaxnessen der Kolpingfamilie NeumarktVeranstalter: Kolpingfamilie Neumarkt
- Sonntag, 14. Juli
- 10.00 UhrPfarrfest in Heilig KreuzVeranstalter: Pfarrverband Neumarkt Hofkirche-Hl. Kreuz-Pelchenhofen
- 19.00 UhrÖkumenischer Gedenkgottesdienst für die im Klinikum VerstorbenenOrt: Klinikkapelle NeumarktVeranstalter: Klinikseelsorge Neumarkt
- Montag, 22. Juli
- 20.00 UhrWegweisung - Stärkung - HaltVeranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
- Sonntag, 28. Juli
- 13.30 UhrRundgang zu historischen Stätten jüdischer Vergangenheit NeumarktsVeranstalter: Tourist-Information Neumarkt
- Montag, 05. August
- 19.00 UhrÖkumensiches FriedensgebetOrt: Pfarrkirche St. Martin PöllingVeranstalter: Ökumenischer Arbeitskreis Religionsfreiheit
- Montag, 02. September
- 19.00 UhrÖkumenisches FriedensgebetOrt: Hofkirche NeumarktVeranstalter: Ökumenischer Arbeitskreis Religionsfreiheit
- Sonntag, 15. September
- 19.00 UhrÖkumenischer Gedenkgottesdienst für die im Klinikum VerstorbenenOrt: Klinikkapelle NeumarktVeranstalter: Klinikseelsorge Neumarkt
- Samstag, 05. Oktober