Gedanken zum Dreikönigstag: "Was ist Reichtum?"

Es ist ein Armutszeugnis für Deutschland… Mit diesen Worten beginnt oft die Kritik an Missständen in unserem Land. Beschämt empört man sich, wenn dringende Lieferungen aus sogenannten Schwellenländern wie China ausbleiben. Dem Anspruch der Eigenstärke als große Wirtschaftsnation steht auch das Eigenideal der Selbstverwirklichung und der weitgehenden Unabhängigkeit einzelner gegenüber. Gott sei Dank dürfen wir an Weihnachten auch die gegenteilige Erfahrung machen: Auf Andere angewiesen sein und beschenkt werden – das gehört wesentlich zu unserem Leben und kann es bereichern.

Das Fest der Heiligen Drei Könige, wie das "Fest der Erscheinung des Herrn" im Volksmund genannt, unterstreicht mit dem Matthäusevangelium die hoheitliche Bedeutung der Geburt Christi. Der am Kreuz als König der Juden verspottete Jesus von Nazareth wird uns an diesem Festtag schon als König der Völker offenbart. Die Sterndeuter aus dem Osten huldigen dem neuen König. Ihre Gaben Gold, Weihrauch und Myrrhe überbieten die alten biblischen Verheißungen aus dem Buch des Propheten Jesaja: „Aus Saba kommen sie alle, Gold und Weihrauch bringen sie und verkünden die Ruhmestaten des Herrn.“  (Jes 60,6b) Hier wird deutlich, worin der Reichtum besteht: Die innere Armut, die fähig ist, sich beschenken zu lassen und gerade so Anderen über Grenzen und große Entfernungen hinweg nahe zu kommen.

Diese innere Armut können wir Christen mit unseren Wünschen zum neuen Jahr verknüpfen. Sie drücken auch unser Angewiesensein auf Gottes  Hilfe aus. Hier stehen wir an der Seite der Notleidenden. Wenn Menschen in Not Hilfe beanspruchen, dann wecken sie den  Reichtum von Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft. Ich wünsche für das Jahr 2023 gute Nachrichten von gelebter Menschen- und Gottesliebe. Sie könnten mit den Worten beginnen: Es ist ein Reichtumszeugnis für Deutschland …

Dekan Elmar Spöttle, Habsberg