Feierlich, fröhlich, ausgelassen - Die Minis in Rom trotzen der Hitze

„Jetzt wird’s eigentlich immer schöner“, findet ein Eichstätter Teilnehmer zur „Halbzeit“ der Internationalen Ministrantenwallfahrt in Rom. Auf dem Gelände der „Fraterna Domus“, der Unterkunft der 400 Minis und ihrer knapp 90 Betreuenden, klingt der Tag gerade mit einem „Bayerisch-italienischen Abend“ aus. Zuvor, beim gemeinsamen Essen im Speisesaal, hatte die Ministranten-Verantwortliche des Bistums, Sarah Hairbucher, den Jugendlichen ab 13 Jahren Anerkennung gezollt: Trotz des anstrengenden Programms und der langen Wege quer durch Rom sei die Stimmung gut und alle hielten tapfer durch.

Beim „Santo Bambino“

Angefangen hat der Tag mit einer Busfahrt zu einer der Hauptkirchen Roms, dem Lateran. Von dort führt die Besichtigungsour unter anderem zur Heiligen Stiege, Kolosseum, Forum Romanum und Kapitol. Unweit davon befindet sich die Kirche Santa Maria in Aracoeli, wo die Eichstätter Minis zusammen Gottesdienst feiern. 124 Stufen führen hinauf zu dem Gotteshaus, durch dessen geöffnetes Portal die vertraute Stimme von Bischof Gregor Maria Hanke zu hören ist. In seiner Predigt schlägt er Brücken zwischen dem Leitwort der Ministrantenwallfahrt, „Mit Dir“, und dem Leben junger Menschen von heute. Zeremoniar bei der Heiligen Messe ist an diesem Tag Dennis Meindlschmidt, seines Zeichens Vorsitzender des Mesnerverbandes im Bistum Eichstätt. Er ist als Betreuer bei der Wallfahrt dabei und mit seinen gerade einmal 23 Jahren auch im besten Alter dafür.

So lässig sich die Minis in luftigen Outfits und mit Rucksäcken in den Bänken als auch auf den Stufen vor dem Altarraum niedergelassen haben, so festlich ist die Musik, die beim Gottesdienst erklingt. An der Orgel sitzt Betreuer Manuel Scheler, ein Eichstätter Seminarist und stimmt gerade „ein Haus voll Glorie schauet“ an. Ein passendes Lied in dieser prächtigen Kirche, die für die Gläubigen Roms vor allem an Weihnachten große Bedeutung hat: Denn dort wird das „Santo Bambino“, das „Heilige Kind“ aufbewahrt, eine hölzerne Figur des Jesuskinds.

Viel zu schauen und zu staunen haben die Eichstätter Minis auch, als sie nach Heiliger Messe und Mittagsimbiss ihre Besichtigungstour durch die „Ewige Stadt“ fortsetzen. Eine der Gruppen bekommt dabei am Nachmittag Gesellschaft von Bischof Hanke. Er trägt eine Baseballkappe in Rosa, Erkennungsfarbe des Betreuerstabs. Die Minis hingegen sind mit leuchtend orangen Käppis unterwegs und entsprechend lautet auch ihr Erkennungslied, das sie immer wieder lauthals schmettern: „Orange trägt nur die Müllabfuhr!“. Bischof Hanke ist das nicht im Geringsten peinlich, im Gegenteil: Als vor der Spanischen Treppe eine der unzähligen durch die Stadt tourenden Ministrantengruppen ihren Schlachtruf loslässt, ermuntert Hanke fröhlich: „Die schreien wir doch nieder!“

Mit dem Bischof im Gespräch

Junge Leute, das fällt auf, bewegen sich per Google Maps souverän durch das Straßengewirr der Millionenstadt. Braucht Bischof Hanke, der eine Zeitlang in Rom studiert hat, auch ein elektronisches Navigationssystem? „Jetzt wieder“, gesteht er. Denn seine Vatikan-Aufenthalte seien reine Dienstreisen ganz ohne Sightseeing. Unterwegs ergeben sich Gespräche rund um den Ministrantendienst. Jugendliche erzählen dem Bischof von den vielen Hobbies und Ehrenämtern, von Feuerwehr bis Fußball, die sie mit dem Altardienst unter einen Hut bringen müssen. Bei Ben aus Titting ist es die Leichtathletik, die viel Zeit einnimmt. Und er hat außerdem ein ganz ungewöhnliches Steckenpferd: Der 15-Jährige hält ein Heer von Hennen und Wachteln. Der Bischof bittet ihn, trotzdem dem Ministrantendienst treu zu bleiben. Wenn du jetzt schon aufhörst, flaxt Hanke, „hast du nicht nur viele Hühner, sondern auch einen Vogel“. Ben gibt zu bedenken, ob man nicht das Teilnahme-Alter für die Ministrantenwallfahrt hochschrauben könnte, „dann blieben manche noch länger dabei“. Denn die Reise gelte vielen als krönender Abschluss und Ende ihrer Ministrantenkarriere, meint Ben und löffelt sein Eis aus, das der Bischof der ganzen Gruppe spendiert hat.

Bayerisch-italienischer Abend

Schließlich vereinen sich hinter der Piazza del Popolo wieder alle Eichstätter Mützenfarben. Aber die Busse haben Verspätung, weil im römischen Umland ein Waldbrand ausgebrochen ist und wichtige Straßen gesperrt sind. Als die orange Truppe schließlich wieder im Bus sitzt und mit dem Bischof an Bord Richtung „Fraterna Domus“ unterwegs ist, packt die Busleiterin, Pastoralassistentin Eva-Maria Singer, ihre Gitarre aus und es ertönt einmal mehr das Motto-Lied der Internationalen Ministranten-Wallfahrt, „with you – mit dir – contigo“.

Später dann das Kontrastprogramm: Diözesanjugendpfarrer Korbinian Müller bläst beim Bayerischen Abend die Tuba, einige Jugendliche haben extra Dirndl oder Lederhose eingepackt. Eine Gruppe Minis aus dem Neumarkter Raum hat sich abgesprochen, dass an diesem Abend alle das T-Shirt ihres Kirwa-Vereins tragen. Es ist längst dunkel, in der Ferne glitzern die Lichter Roms. Doch am folgenden Tag haben die Minis ein anderes Ziel: den Strand. Was für die 400 Teilnehmenden vor allem Spaß und Erholung bedeutet, ist für das Orga-Team zunächst eine logistische Herausforderung. Und in Sachen Planung, so zeigt es sich bei der Wallfahrt ein ums andere Mal, macht den Eichstättern so schnell niemand etwas vor.

Noch bis Sonntag werden die Minis aus dem Bistum in Rom bleiben. Am Samstag feiern sie in ihren Ministrantengewändern mit Bischof Hanke einen Gottesdienst im Petersdom und besteigen anschließend die Kuppel von St. Peter.