Durststrecken: Ein Impuls für den Alltag

Hochsommer. An einem Freitag-Abend fahren wir mit dem Auto über die Jura-Hochfläche in Richtung Günching. Noch hat es draußen 27 Grad. All die Gräser am Straßenrand sind grau-braun. Das Getreide ist schon abgeerntet oder wartet goldbraun auf die Ernte. Staub wirbelt beim Fahren auf. Es hat schon eine Woche nicht mehr geregnet. Man sieht und spürt überall die Trockenheit. Die Schöpfung sehnt sich nach feuchter Kühle.

Auch in meinem ganz persönlichen Leben gibt es solche Durststrecken: in meiner Karriere oder an meiner Arbeitsstelle, in der Familie oder einer Beziehung, unter Nachbar und Kollegen, bei einer Krankheit, ja auch in der Kirche – selbst in meinem Glauben. Ich weiß dann nicht, aus welchen Quellen ich schöpfen soll und was mir Lebenskraft, neuen Sinn und neue Hoffnung geben kann.

Auch Palästina und der Nahe Osten wurden und werden immer wieder von Trockenheit und Dürre heimgesucht. Missernten und Hunger mussten in biblischer Zeit dort viele Menschen erfahren. Dennoch schreibt der Verfasser von Psalm 65: „Du hast für das Land gesorgt, es getränkt, es überschüttet mit Reichtum. Der Bach Gottes ist voller Wasser,  gedeihen lässt du ihnen das Korn, so lässt du das Land gedeihen. Du hast seine Furchen getränkt, seine Schollen geebnet, du machst es weich durch Regen, segnest seine Gewächse.“ Gott spendet immer wieder neues und blühendes Leben.

An diesem Abend nun erkennen wir immer deutlicher den Turm der Günchinger Pfarrkirche mit seiner schönen Zwiebelhaube. Dort drinnen im Gotteshaus ist es wie in so vielen Kirchen jetzt schattig und kühl, denke ich mir. Wie wohltuend es doch an heißen Sommertagen sein kann, eine Kirche zu betreten. Dort kann ich dem heißen Getriebe des Alltags entkommen, um ruhig zu werden, durchzuschnaufen und neue Lebenskräfte in mir zu entdecken. Hier sprudeln Quellen, aus denen ich auch in meiner ganz persönlichen Durststrecke schöpfen darf.

Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg