Die Klarheit des Ostermorgens: Impuls zum Tagesevangelium

Neumarkt (dbnm) - Die Geschichte mit den beiden Jüngern, die nach Emmaus unterwegs waren und auf den auferstandenen Jesus trafen, bewog Diakon Klaus Eifler vom Evangelischen Bildungswerk Neumarkt zu seinem Tagesimpuls.

Die Klarheit des Ostermorgens

(Lk 24,13—35)

„Am ersten Tag der Woche waren zwei von den Jüngern Jesu auf dem Weg in ein Dorf namens Emmaus, das sechzig Stadien von Jerusalem entfernt ist.“ Zwei Männer verlassen die Stadt Jerusalem: Sie lassen all das hinter sich, was sie bedrückt. Das Evangelium dieses Sonntags berichtet von den beiden, wie sie mit einem Fußweg von ein paar Stunden beginnen.

Auch ich verlasse regelmäßig ganz bewusst zu Fuß meinen Wohnort Neumarkt, um Abstand zu gewinnen. Vor kurzem ging ich an einem wunderschönen Frühjahrsmorgen auf den Mariahilfberg hinauf. Die Sonne zeigte sich im Osten wunderschön gelb und klar, die Luft war weich, seidig und eiskalt. Die Kälte spürte ich sehr intensiv, doch sie gehörte an diesem Tag für mich genauso dazu wie das besondere Morgenlicht.

Am Waldrand passierte ich ein großes Kreuz und steuerte dann die Wallfahrtskirche an, und – Schritt für Schritt – wird immer mehr von der Stadt Neumarkt sichtbar. Minutenlang kann ich diesen Ausblick genießen. Ich kenne die Geräusche, die normalerweise von dort unten heraufdringen, sehr gut. Doch zurzeit ist am Sonntagmorgen alles anders: Kein gewohntes Grundrauschen, keine Fahrzeuge, kein Flugzeug, keine Kondensstreifen am Himmel! Ich höre nur das Zwitschern der Vögel und das Rauschen des Windes in den Buchenbäumen. Es dauert ein paar Minuten, bis ich das registriere, doch es ist erhebend.

Da wird mir klar: Diese Pandemie ist für unsere Umwelt, für Gottes Schöpfung, auch eine Verschnaufpause. Vor allem unser Klima kann sich in diesen Tagen erholen. Doch werden wir das alles automatisch beenden, wenn das Normale (hoffentlich bald) wieder Raum greift? Alles hat zwei Seiten. Denn wo Schatten ist, muss auch Licht sein. Nimm es wahr! Öffne deine Sinne für alles, was dich umgibt!

Es tut mir gut, von Zeit zu Zeit der Stadt den Rücken zu kehren, den Trubel und die Sorgen ganz bewusst hinter mich zu lassen und mich auf den Weg zu machen. Ich stelle mir die Szene aus dem Lukasevangelium so vor: Noch in der Dämmerung brechen die beiden Jünger auf. Sie haben einige Stunden Fußmarsch vor sich. Doch sie gehen dem Licht des neuen Morgens entgegen. Und ihr Leben erhält dadurch eine neue Richtung. Auch ich darf immer wieder diese Klarheit des Ostermorgens spüren. Wie weit und frei mich doch dieses morgendliche Erlebnis gemacht hat!

Diakon Klaus Eifler, Evangelisches Bildungswerk Neumarkt

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