Der kleine Pfifferling: Impuls für den Alltag

Als leidenschaftliche Schwammerlsucherin bin ich in diesen Tagen gerne in den Wäldern rund um Neumarkt unterwegs. Von jedem Waldspaziergang bringe ich einen ganzen Korb voll mit nach Hause:  Maronen, Steinpilze, Schirmpilze und viele mehr. Ein Traum! Die Schwammerl wachsen heuer in Hülle und Fülle.

Das ist nicht immer so. Es gibt Jahre, da wächst so gut wie gar nichts. Ich erinnere mich daran, dass ich in einem solchen Jahr einmal aus dem Wald zurückkam und nur einen kleinen Pfifferling im Korb hatte. Ich traf einen alten Mann aus meinem Dorf und jammerte: „Schau mal, nur ein kleiner Pfifferling heute!“ Er entgegnete: „Das ist doch wunderbar! Den schneidest du jetzt in kleine Stücke und schlägst ein Ei darüber. Dann hast du eine wunderbare Brotzeit!“ Wie recht er doch hatte. Das war wirklich eine wunderbare Brotzeit.

Diese Begegnung erinnert mich immer wieder daran, die kleinen Dinge im Leben zu sehen und wertzuschätzen. Denn oft sind ja die kleinen Dinge das Größte: ein freundliches Wort, ein nettes Gespräch, eine Umarmung, eine offene Tür, ein respektvolles Nicken. Und dass aus vielen kleinen Dingen etwas ganz Großes werden kann, das feiern wir bei Regens Wagner in diesem Jahr: Johann Evangelist Wagner und Schwester  Theresia Haselmeyer hatten vor 175 Jahren nicht vor, ein großes Werk mit tausenden Mitarbeitern zu gründen. Sie sahen einfach die Not der Menschen in ihrer Umgebung und halfen mit vielen kleinen Dingen. Ein Zitat von Regens Wagner etwa lautet: „Wer kleine Dinge mit großer Liebe tut, bewirkt wahrhaft Großes.“ Und das hat er.

Auch das ist wichtig: Mein eigenes Handeln wertzuschätzen, auch wenn es noch so klein erscheint. Denn: wenn viele kleine Menschen an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, dann kann das die Welt verändern. Mit diesen Gedanken breche ich auf zu meiner nächsten Schwammerlsuche und freue mich riesig über jeden noch so kleinen Pfifferling!

Elisabeth Setzer, Leitung Fachdienst Seelsorge bei Regens Wagner Lauterhofen