Denkanstoß zu Weihnachten: Reine Idylle?

Neumarkt (dbnm) - Die Corona-Pandemie führt uns vor Augen, dass Weihnachten weit mehr ist als ein romantisches und idyllisches Familienfest, ist sich Stefan Wingen, Pfarrer der Neumarkter Hofkirche und stellvertretender Dekan des Dekanates Neumarkt, in seinem Beitrag zur Geburt des Herrn sicher.

Ist Weihnachten ein Fest der Idylle? Ja und Nein! Die persönlichen Sichtweisen und Verbindungen der Menschen mit Weihnachten sind sehr vielseitig. Es ist gut, dass wir Weihnachten auf individuelle Weise sehen können. Vielen ist das Zusammenkommen mit ihren Familien wichtig, ein geschmückter Baum, gutes Essen, Weihnachtskarten, eine bestimmte Musik und noch so vieles mehr gehören zum Fest. Eine große Zahl von Kindern und Erwachsenen geht zu den Weihnachtsgottesdiensten in unseren Kirchen, um dem zu begegnen, dessen Geburt wir feiern. Weihnachten hat schon etwas Idyllisches an sich. Und wie sieht es mit der Idylle an den Weihnachtstagen im Jahr 2020 aus?

Mir fällt es schwer, mich daran zu gewöhnen, dass z.B. die festlichen Christmetten am späten Abend nicht möglich sind. Es ist schmerzhaft, dass Familien nicht zusammenkommen können und die Feier in Gemeinschaft stark eingeschränkt ist. Von Idylle also keine Spur mehr? Macht es dann überhaupt Sinn, Weihnachten zu feiern, wenn wir es nicht auf gewohnte Weise tun können? Ich bin fest überzeugt Ja! Weihnachten ist und bleibt ein wichtiges und notwendiges Fest! Auch wenn wir aus unseren schönen und wertvollen Gewohnheiten herausgerissen werden, findet das Eigentliche von Weihnachten doch statt: wir feiern, dass Gott aus der Ferne in die Nähe kommt. Wir feiern, dass Jesus gerade in unsere Sorgen und Lasten hinein kommen will. Wir feiern das Versprechen Gottes, uns Menschen zu erlösen.

Auf dem Bild sehen wir etwas Ungewöhnliches, das die Idylle der Krippe zu stören scheint: statt des Jesuskindes liegt ein einfaches Kreuz im Stroh. Könnte diese Darstellung mir nicht sagen, dass der holde Knabe im lockigen Haar fest zu mir steht? Er steht zu mir, wenn die Idylle stimmt, aber eben auch, wenn manches in meinem Leben durcheinander zu geraten scheint! Der Erlöser, dessen Geburt wir feiern, istbereit, unsere Kreuze mit uns und für uns zu tragen. Kreuz und Krippe sind aus einem Holz geschnitzt. Ein ganzes Leben, in allen Situationen, von der Geburt, bis zum Tod darf ich mich getragen wissen von seiner Liebe, für diedieses Holz steht. Seine Liebe ist stärker als alles Leid und reicht bis zum ewigen Leben. Diese Liebe feiern wir an Weihnachten. So wünsche ich Ihnen zum Weihnachtsfest 2020 von Herzen Erfahrungen dieser Liebe!

Pfarrer Stefan Wingen, Neumarkt-Hofkirche