"Das letzte Hemd" - Ein Impuls zum Palmsonntag

Sie stehen am Straßenrand und warten, ungeduldig und voller Vorfreude. Einige haben schon Zweige von den Palmen gerissen und wollen schon bald mit ihnen Jesus willkommen heißen. Er ist der König einer neuen Zeit und wird nun in der Hauptstadt Jerusalem eintreffen. Gleich ist er da. Voller Euphorie, so erzählt es die Bibel, breiten einige ihre Kleider aus, um den hereinziehenden König den Weg zu bereiten. Manch einer oder eine von ihnen hätte wohl das „letzte Hemd“ für ihn hergegeben. Was wollten sie für ihn nicht alles tun?

Ein Schwenk in die Jetzt-Zeit: Eine alleinerziehende Straßenbahn-Fahrerin wurde vergangene Woche interviewt: Warum machen Sie beim Warnstreik im öffentlichen Dienst mit? Damit endlich einmal genug auf dem Konto ist, sagte sie, und wir etwas lockerer in den Tag schauen können. Bei uns gibt es so viele Menschen, die ihr „letztes Hemd“ für den allernötigsten Lebensunterhalt investieren müssen. Andere dagegen geben viel Geld aus für für einen attraktiven Körper und ein sportliches Aussehen. Manch einer gibt sein „letztes Hemd“ für ein windschnittiges Auto, für das aktuellste Smartphone, die allerneueste Technik aus. Andere verausgaben sich für schicke Klamotten und trendige Tattoos. Für den nächsten sind teure Reisen, exquisite Weine und bester Wohnkomfort zum Lebensinhalt geworden. Wem oder was würde eigentlich ich mein „letztes Hemd“ hergeben?

Wenn wir den Palmsonntag feiern, hören wir immer auch die Leidensgeschichte von Jesus: Wie der viel gepriesene und umjubelte König nur ein paar Tage später am Kreuz sterben muss. In kürzester Zeit ist wohl viel von der Anfangs-Euphorie verflogen. Manch einer hat wohl sein „letztes Hemd“ umsonst hergegeben, so scheint es. Mich lädt der Palmsonntag ein, einmal wieder zu überlegen, für wen oder was ich mich begeistern lassen möchte. Wofür möchte ich mein „letztes Hemd“ ausgeben? Ob es sich nicht doch lohnt, meine Hoffnung auf Jesus zu setzen?

Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg